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Geschichten vom Klabautermann

Der Sturm

Klabautermann

Fortsetzung folgt

Caro's maritime Kinderecke

Geschichten vom Klabautermann

 

Der Sturm


Ein Ozean aus flüssigem Blei,
grau und schwer, keine Wolke zieht vorbei.
Kein Windhauch kräuselt dort draußen die See,
wo ist jetzt noch Luv, wo Lee?

Heiß brennt der Sonne sengendes Rund
herab auf Schiff und Mannschaft, Stund um Stund.
Die Zeit steht still, will nicht vergehen,
außer Himmel und Meer ist nichts zu sehen.

Das Segel hängt schlaff in glühender Luft,
an Bord ist es still wie in einer Gruft.
Seit Tagen schon ist es stickig und heiß,
allen Männern rinnt stetig der Schweiß.

Ein Klopfen beginnt, mal hier und mal da,
der Maat schlägt ein Kreuz, dem Moses wird klar,
was hier geschieht am hellichten Tag,
könnte den Segler verwandeln in einen Sarg.

Das Klopfen wird lauter und der Kapitän
entschließt sich bang, nach unten zu gehen,
um nachzuschauen, welch unheimlich Faun
es so toll treibt da unten im Laderaum.

Ein Männlein huscht durch die Ladekammer,
schlägt hier und klopft dort mit einem Hammer,
gegen Ladung und Bordwand, als wolle es sehen
ob alles fest genug um einem Sturm zu widerstehen.

„Nicht lang mehr wird diese Ruhe walten! Kapitän,
schau an Deck ob die Wanten noch halten.
Der Sturm, er wird kommen mit arger Macht,
noch bevor du siehst das Dunkel der Nacht.“

Der Kapitän nimmt an den weisen Rat,
lässt Takel und Masten prüfen vom Maat.
Und kaum sinkt die Sonne, da stürmt er heran,
ein Wind, dem der Mensch nicht die Stirn bieten kann.

Haushoch türmt er die Wellen und mit lautem Brausen
schüttelt er das Schiff, die Crew sieht es mit Grausen.
Und jagt das Schiff vom Kamm ins Tal ,
nicht einmal, sondern wohl tausend mal.

Es knirscht der Mast, die Wanten singen,
wird das Schiff halten, alle in Sicherheit bringen?
Das Holz des Schiffes ächzt und stöhnt,
während vom Himmel der Donner dröhnt.

Kein Wort an die Mannschaft vom kleinen Mann,
das wär jetzt mehr, als ein Seemann ertragen kann.
Dem Käpten wird auf einmal klar,
dass das Männlein nicht von der Mannschaft war.

Die Wellen schlagen über Schanz und Deck,
reißen alles mit, spülen alles weg.
Was nicht gesichert, das ist verloren,
nur was wirklich fest, bleibt ungeschoren.

Alles andere nimmt sich die See,
alles schießt davon, geht über Lee
über die Reling, in's brodelnde Nass.
Ganz zuletzt verschwindet ein Fass.

„Gott mit uns!“ ruft der Moses voll Schrecken,
als sein Seil sich löst und viele Hände recken
sich ihm entgegen, um das Leben des Knaben
vorm sicheren Tod in der See zu bewahren.

Es rumpelt im Schiff und die Mannschaft wird blass,
wenn jetzt die Ladung verrutscht werden alle nass.
Hinunter und zurren, mehr Seile müssen her.
Wer ist das Männlein mit dem Hammer? Wer? Wer?

Es verkeilt die Kisten, blockiert die Fässer,
verknotet die Seile, schneller und besser
als jeder von ihnen es jemals vermocht,
mit kühlem Kopf, während die See draußen kocht.

Keiner kennt den kleinen Mann,
der die Ladung so blitzschnell festzurren kann.
Wo ist er geblieben? Eben war er noch dort,
doch im nächsten Moment, da war er fort.

Das Meer wird ruhiger, der Sturm nimmt ab,
diesmal wurde die See nicht zum nassen Grab.
Die Mannschaft setzt Segel, entert auf in die Wanten,
Bald sind sie zu Haus bei ihren Verwandten.

„Wer war das Männlein?“ rätseln sie noch herum
und empfangen vom Smutje ihre Portion Rum.
Der Käpten sagt: “Ich kenn nur einen der so etwas kann.
Bei Neptuns Bart, es war der Klabautermann!“

Von Claus Beese © 2004