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Caro's maritime Kinderecke

Ich bin Caro.

Jetzt erzähle ich euch wie ein Fluss entsteht.

 

Es war einmal ein kleines Wässerchen, das hieß Quelle.

Die Quelle lebte tief unten in der Erde mit vielen anderen Wassern zusammen. Ständig kamen neue Wasser von der Erdoberfläche und andere Wasser gingen und suchten sich ein neues Zuhause.

„So“, sagte die kleine Quelle eines Tages zu sich selbst, „so kann das nicht weitergehen. Ich möchte auch endlich mal sehen, was da oben auf der Erde los ist. Hier ist mir auf Dauer viel zu dunkel und viel zu langweilig.“

Und so begann die kleine Quelle zu graben. Es war gar nicht so einfach. Überall gab es große Felsen und immer wieder musste sie umkehren und von vorne beginnen.

Doch eines Tages war es geschafft. Es wurde hell und immer heller. Die Quelle machte sich noch kleiner und zwängte sich duch ein enges Loch aus der Erde.

„Hurra, hurra!“ rief sie glücklich.  " Endlich kann ich die Sonne sehen.“

Schnell vergrößerte sie ihr Erdloch und bildete eine kleine Pfütze. Neugierig schaute sich die kleine Quelle um. Sie war ja ganz oben in einem kargen Bergtal aus der Erde gesprudelt. Es gab nur Felsen und Steine und ganz wenige Pflanzen. Hier wollte sie eigentlich auch nicht bleiben.

Also marschierte sie los. Sie machte große Bogen um dicke Felsen, hüpfte schon mal über einen kleinen Stein, musste über eine Felswand springen und als sie nicht aufpasste, da landete sie in einer tiefen dunklen Schlucht. Hui, war es hier gruselig und fast genauso dunkel wie unter der Erde.

„Hier will ich auch nicht bleiben!“, rief die kleine Quelle traurig. "Dafür habe ich mich doch nicht aus der Erde gebuddelt.“

Doch erst einmal war sie gefangen. Sie hatte nichts zu tun als zu warten und zu wachsen.

Eines Tages wurde es noch viel dunkler in der tiefen Schlucht, denn eine dicke schwarze Regenwolke verdunkelte den Himmel.

„Ich schicke dir mal ein paar meiner Kinder!“, rief die dicke schwarze Wolke. "Vielleicht kannst du sie mit hinaus in die weite Welt nehmen.“

Im nächsten Moment purzelten viele kleine Regentröpfchen herab und kullerten lachend in die Quelle, die jetzt schon ziemlich dick und groß geworden war.

„Gemeinsam sind wir stark!“, riefen sie. Und siehe da, die kleine Quelle war jetzt tatsächlich schon ein richtiger Bach. Sie drückte und drückte, bis sich in der Wand der Schlucht ein Loch öffnete. Wie die wilde Jagd fegten Quelle und Regentröpfchen jetzt ins Tal.

Sie kamen an eine Wiese.

Ach, war es hier schön. Sie floss hierhin und dorthin und konnte sich gar nicht für eine Richtung entscheiden.

Bald kam sie an ein paar Blümchen vorbei. „Schön, dass du endlich bei uns bist“, sagten sie. "Wir haben schon lange auf dich gewartet, denn wir brauchen dringend Wasser. Bitte bleib bei uns Bächlein, dann blühen wir in jedem Jahr noch prächtiger."

Dann kam sie an Bäumen und Büschen vorbei. Und auch die hießen sie herzlich willkommen. Gemeinsam lebten sie glücklich und zufrieden in der Wiese.

Doch eines Tages sagte die kleine Quelle: " Jetzt bin ich doch schon ein richtiger Bach und habe viele Freunde. Kommt ihr Regentröpfchen, lasst uns weiter wandern. Vielleicht werden wir noch größer. Vielleicht gibt es aber auch in der großen weiten Welt noch Verwandte von uns, mit denen wir uns zusammen tun können.“

Und so kam es, dass der kleine Bach, der jetzt schon richtig viel Wasser führte, weiter wanderte.

Plötzlich hörte er es neben sich plätschern und er sah, dass aus einem anderen Wiesental auch ein kleiner Bach auf Wanderschaft war.

„He du!“ rief die kleine Quelle. "Willst du dich mit mir zusammentun? Wollen wir gemeinsam nach Verwandten Ausschau halten?“

Jetzt wanderten sie zusammen weiter und wieder trafen sie auf einen kleinen Bach.

Und als sie endlich zu den ersten Dörfern der Menschen kamen, da waren sie schon lange kein kleiner Bach mehr.

„Seht nur her, “ sagten die Menschen, " auf diesem großen Bach, da können wir ja mit Booten fahren. Und guckt nur, wie viele Fische in ihm schwimmen. Das ist jetzt kein Bach mehr, das ist ein Fluss.“

Da war die kleine Quelle mächtig stolz.

Bald war sie so groß, dass die Menschen auch mit ganz großen Schiffen auf ihr fahren konnten.

 

Und sie floss weiter und weiter, durch viele Länder und an vielen Städten vorbei, bis sie endlich an ein riesiges, großes Wasser kam. Das Meer.

Im Meer, da wollte sie immer bleiben, die kleine Quelle, die ein Bach wurde und dann ein Fluss.

Hier war sie sehr glücklich.

Text Doris Sutter, Illustrationen Rolfdieter Schiedrum